07.02.2022 | Redaktion | DIW Berlin
Angebot an Sprachkursen ausbauen
Studie des DIW Berlin zeigt ihre besondere Bedeutung für Geflüchtete
Im Vergleich mit anderen Neuzugewanderten sprechen Geflüchtete nach vier Jahren ähnlich gut Deutsch. Sie verbessern ihre Deutschkenntnisse aber deutlich häufiger über Sprachkurse als über Alltagskontakte. Das ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die auf Geflüchteten- und Migrationsstichproben des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) basiert. Das Angebot an Sprachkursen sollte aus Sicht der Autorinnen und Autoren deshalb kontinuierlich ausgebaut werden.
Geflüchtete erlernen die deutsche Sprache fast genauso schnell und genauso gut wie andere Neuzugewanderte – obwohl ihre Ausgangsbedingungen in der Regel schlechter sind. Da sie meist überstürzt aus ihrem Heimatland geflohen sind, verfügen sie bei der Ankunft in Deutschland sehr häufig über keine Sprachkenntnisse. Deutliche Verbesserungen bei den Deutschkenntnissen erzielen sie über Sprachkurse. Rund 73 Prozent der Geflüchteten besuchen einen solchen Sprachkurs, etwa die Hälfte aller Geflüchteten schließt ihn mit einem Zertifikat ab. Andere Neuzugewanderte erlernen dagegen die deutsche Sprache häufiger über Alltagskontakte, zum Beispiel an der Arbeitsstätte.
Fehlende Kontakte zur Bevölkerung
"Der Spracherwerb ist eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration", betont Cornelia Kristen von der Universität Bamberg, die als Senior Research Fellow beim SOEP arbeitet. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Christoph Spörlein von der Universität Düsseldorf hat sie untersucht, unter welchen Umständen Zugewanderte in den ersten sechs Jahren nach dem Zuzug Deutsch lernen. . Dabei zeigte sich, dass viele Geflüchtete am Anfang in Sammelunterkünften leben und wenig Kontakt zu Personen haben, die deutsch sprechen. So verfügen sie anfangs über weniger Lerngelegenheiten. Dagegen nehmen sie aber häufiger an Sprachkursen teil als andere Zugewanderte.
Gerade die vielen Kursangebote, die Geflüchtete in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft wahrnehmen, spielen offenbar eine wichtige Rolle bei ihrer frühen Integration. Aus Sicht der Autorinnen und Autoren wiegen die mittel- und langfristigen Erträge der Investitionen in Sprachkurse die dadurch entstehenden Kosten bei weitem auf, da sie eine schnellere Kontaktaufnahme zur Mehrheitsbevölkerung und einen erleichterten Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Cornelia Kristen: "Die Politik sollte auf allen Ebenen kontinuierlich an der Verbesserung des Angebots arbeiten, um nicht nur mehr Geflüchtete in Sprachkurse zu bringen, sondern auch dafür zu sorgen, dass höhere Niveaus erreicht werden."
Weitere Informationen
- DIW Berlin: Studie zum Spracherwerb
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Es ist am DIW Berlin angesiedelt.