06.07.2020 | Redaktion
Abgehängt durch Corona-Krise?
BAG EJSA und BAG KJS fordern mehr Hilfen für junge Menschen
In einem gemeinsamen "Zwischenruf" fordern die Bundesorganisationen der evangelischen und katholischen Jugendsozialarbeit Bund, Länder und Kommunen auf, junge Menschen in den Mittelpunkt ihres politischen Handelns zu stellen. Die Auswirkungen der Corona-Krise und des damit verbundenen Lockdowns haben nach ihrer Beobachtung soziale Ungleichheiten weiter verschärft. Die Politik müsse die prekären Lebenslagen, die Isolation und die Ängste von jungen Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden in den Blick nehmen und für gerechte Bildungs- und Ausbildungschancen sorgen.
Die Träger der konfessionellen Jugendsozialarbeit begrüßen, dass mit dem Konjunkturpaket ein Rettungsschirm für die Ausbildung gespannt wird. Gleichzeitig sehen sie aber die Notwendigkeit, nicht nur die Betriebe zu unterstützen, sondern auch verstärkt überbetriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Politik und Sozialpartner müssten gemeinsam handeln, um jungen Menschen die Teilhabe an unserer Gesellschaft zu ermöglichen. Sowohl bei der Entwicklung als auch der Umsetzung flächendeckender Lösungen bieten BAG JS und BAG EJSA ihre Hilfe und Unterstützung an: "Die Jugendsozialarbeit kann und will dazu beitragen."
Der Shutdown von Schulen, Bildungs- und Jugendeinrichtungen, aber auch Einschränkungen der Kontakte beispielsweise zu den Großeltern und Freunden habe junge Menschen in schwierigen Lebenslagen besonders hart getroffen: "Sie haben weniger Unterstützung im Elternhaus, weniger Möglichkeiten des Rückzugs aufgrund ihrer oft beengten Wohnsituation und verfügen nicht über die notwendigen technischen Geräte für den jetzt so dringend erforderlichen virtuellen Kontakt in Schule und zu Sozialarbeitenden." Sie seien belastet durch psychische Beeinträchtigungen, Schulden oder Suchtprobleme, Ungewissheiten in Hinblick auf die schulische und berufliche Zukunft. Inzwischen zeige sich, dass langjährig mit den Jugendlichen aufgebaute Beziehungen reduziert oder völlig abgebrochen werden. Die Folge sei, dass Jugendliche aus sozioökonomisch schwächer gestellten Haushalten im formalen Bildungsbereich weiter abgehängt werden. Die soziale und auch digitale Spaltung im Bildungssystem verschärfe sich damit immer stärker.
Forderungen der Bundesorganisationen
Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik müssten deshalb gleichermaßen Sorge dafür tragen, dass allen jungen Menschen ein Schulabschluss und ein erfolgreicher Übergang in Ausbildung und Beruf gelingen könne. Konkret fordern die Evangelische und Katholische Jugendsozialarbeit
- den kurzfristige Ausbau von über- und außerbetrieblichen Ausbildungs- und individuellen Unterstützungsangeboten,
- den Einsatz von Mittel des Digitalpaktes nicht nur für Schulen, sondern auch für Einrichtungen der Jugendberufshilfe und der Jugendsozialarbeit,
- den Einsatz der zusätzlich zur Verfügung gestellten 500 Millionen Euro auch für benachteiligte Kinder und Jugendliche,
- flächendeckende Lösungen zum Auffangen abgehängter junger Menschen auf der kommunalen Ebene
- sowie den systematischen Ausbau der Angebote der Schulsozialarbeit.