20.06.2024 | Redaktion | BIBB

Nachteilsausgleich in der Berufsbildung

Neuer BIBB Fachbeitrag zur beruflichen Bildung gibt Handlungsempfehlungen

Der Nachteilsausgleich in der Berufsbildung ist ein wesentliches Instrument zur Inklusion von Menschen mit Behinderung und zur Fachkräftesicherung. Bei seiner Anwendung zeigen sich häufig Unsicherheiten und Herausforderungen. Ein Projekt des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) untersuchte, unter welchen Rahmenbedingungen die zuständigen Stellen den Nachteilsausgleich umsetzen und welche Fragen, Bedarfe und Verbesserungsmöglichkeiten sich zeigen. Der BIBB Fachbeitrag zur beruflichen Bildung "Nachteilsausgleich in der Berufsbildung" von Kirsten Vollmer sammelt Ergebnisse und gibt Handlungsempfehlungen.

Unter Nachteilsausgleich in der Berufsbildung versteht man den (berufsbildungs)gesetzlichen Auftrag, die besonderen Verhältnisse von Menschen mit Behinderung bei der Durchführung und Prüfung der Berufsausbildung zu berücksichtigen. Beispiele sind Pausen, Zeitverlängerung, technische oder andere Hilfen und Leichte/Einfache Sprache. Gerichtet ist dieser Auftrag an die gemäß Berufsbildungsgesetz (BBiG) und Handwerksordnung (HwO) zuständigen Stellen, zum Beispiel Industrie- und Handelskammern.

Vermehrte Anfragen unter anderem von Ausbilderinnen und Ausbildern, Lehrkräften berufsbildender Schulen, Verbänden und den für den Nachteilsausgleich zuständigen Stellen an das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zeigen, dass großes Interesse am Thema besteht. Gleichzeitig signalisieren die Anfragen Unsicherheiten und Herausforderungen in der Berufsbildungspraxis, die dazu führen, dass das Potenzial des Nachteilsausgleichs im Hinblick auf Inklusion und Fachkräftesicherung nicht ausgeschöpft werden kann.

Das BIBB-Projekt "Nachteilsausgleich in der dualen Berufsausbildung" untersuchte, wie die für die Umsetzung des Nachteilsausgleich zuständigen Stellen das Aufgabenfeld wahrnehmen und welche Erfahrungen sie gesammelt haben. Eine Befragung und ein Workshop ermittelten, welche Fragen, Bedarfe und Herausforderungen sich für die verantwortlichen Personen stellen und wo Ansatzpunkte für Verbesserungen bestehen. Mit dem Fachbeitrag "Nachteilsausgleich in der Berufsbildung" stellt das BIBB ausgewählte Untersuchungsergebnisse des Projekts und auf deren Grundlage entwickelte Handlungsempfehlungen vor.

Fachlicher Austausch und einheitliche Standards

Zentrale Ergebnisse der Studie sind der Wunsch der Befragten nach kollegialem fachlichem Austausch und einheitlichen Standards. Außerdem solle der Nachteilsausgleich stärker auch in die Durchführung der Berufsausbildung integriert werden – häufig liege der Fokus allein auf dem Prüfungsbereich. Eine weitere Handlungsempfehlung ist die Einführung systematisierter Einarbeitungsprozesse für die Personen, die bei den zuständigen Stellen für den Aufgabenbereich Nachteilsausgleich verantwortlich sind. Die Befragten fänden außerdem praxisorientierte Qualifizierungsangebote zum Thema für die Mitglieder der Prüfungsausschüsse wertvoll.

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