01.09.2023 | Bertelsmann Stiftung | Redaktion

Zuversicht, aber auch Sorge

Wie junge Menschen ihre Ausbildungsperspektiven in der Nach-Corona-Zeit einschätzen

Junge Menschen mit mittleren oder höheren Schulabschlüssen schauen nach der Corona-Pandemie mit Zuversicht auf die derzeitige Ausbildungssituation. Viele Jugendliche mit niedriger Schulbildung schätzen ihre Aussichten auf eine Ausbildung jedoch als schlecht ein. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt worden ist. Die Autorinnen und Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, das diese Gruppe besondere Unterstützung benötigt.

Sonnige Aussichten? Kommt darauf an, finden Jugendliche. Bild: Adobe Stock | lovelyday12

Fast drei Viertel der jungen Menschen in Deutschland (72 Prozent) sehen auf dem Ausbildungsmarkt derzeit eher gute bis sehr gute Chancen. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von Jugendlichen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Von den jungen Menschen mit niedriger Schulbildung äußert allerdings mehr als jede oder jeder Vierte (26 Prozent) den Eindruck, dass die Aussichten auf eine Ausbildung momentan schlecht oder eher schlecht seien. Nach Einschätzung von Clemens Wieland, bei der Bertelsmann Stiftung Experte für berufliche Bildung, lässt die hohe Nachfrage nach Fachkräften die Mehrheit der Jugendlichen deutlich zuversichtlicher in die berufliche Zukunft blicken als noch während der Corona-Pandemie. Dass aber gleichzeitig jeder vierte Befragte den Eindruck habe, es gebe zu wenige Ausbildungsplätze und viele junge Menschen mit niedriger Schulbildung ihre Perspektiven am Ausbildungsmarkt als gering einschätzen, sei ein Warnsignal: Es müsse noch viel besser als bisher gelingen, junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen. Positiv wertet er, dass das generelle Interesse an einer Ausbildung hoch sei. Drei Viertel der befragten Jugendlichen streben sie an oder sehen sie zumindest als eine Option.

"Es muss uns noch viel besser als bisher gelingen, junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen".
Clemens Wieland

 

Informationen allein reichen nicht aus

Ein großes Problem bleibt nach den Erkenntnissen der Studie die Orientierung bei der Berufswahl. Nach wie vor beklagen mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller befragten Jugendlichen, dass es ihnen schwerfalle, sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden. Insgesamt äußern viele junge Menschen den Bedarf nach mehr Hilfestellung bei der Planung ihrer beruflichen Zukunft: Fast jede oder jeder Dritte derjenigen, die bereits Erfahrungen mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht haben, wünscht sich mehr Unterstützung. Weitere 42 Prozent geben an, dass dies zumindest teilweise auf sie zutreffe.

Flexible Hilfen für Jugendliche mit großem Unterstützungsbedarf

Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Jugendlichen, die sich weder in Beschäftigung, Schule oder Ausbildung befinden deutlich angestiegen. In Deutschland wurden im Jahr 2022 zu dieser Gruppe 564.000 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren gezählt. Um für diese Gruppe die Übergänge zwischen Schule und Berufsleben möglich zu machen, ist eine ausreichende Zahl von Ausbildungsplätzen allein nicht ausreichend. Sie brauchen eine individuelle und kontinuierliche Begleitung, und die dafür nötigen Angebote sollten flexibel verfügbar sein. Clemens Wieland hält das für eine Voraussetzung, um "bestmöglich auf die jeweilige Situation eingehen zu können".

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