18.11.2019 | Redaktion | IAB
Zuwachs bei Helfertätigkeiten
IAB analysierte Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit
In der aktuellen Diskussion um Themen wie Fachkräftemangel und Digitalisierung spielen Helfertätigkeiten meist eine untergeordnete Rolle. Ihre Bedeutung, so ein gängiges Argument, sei unweigerlich im Schwinden begriffen. Umso bemerkenswerter ist, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Helfertätigkeiten nach Jahrzehnten des steten Rückgangs in den letzten Jahren wieder gestiegen ist. Dabei variiert ihre Bedeutung von Region zu Region erheblich.
In einer Analyse der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit stellt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fest, dass Einfacharbeit in der Industrie keineswegs ein Auslaufmodell ist. Nach Daten der Bundesagentur für Arbeit übten im Juni 2018 immerhin rund 5,1 Millionen der bundesweit 32,9 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten eine Helfertätigkeit aus, das sind 15,7 Prozent. In Westdeutschland lag diese Quote bei 16,0 Prozent, in Ostdeutschland bei 14,5 Prozent. Zum Vergleich: In den westlichen Bundesländern wurden von den Arbeitgebern 57,7 Prozent der Beschäftigten mit dem Anforderungsniveau "Fachkraft" gemeldet, im östlichen Landesteil 59,3 Prozent. Beim Anteil der Spezialisten und Experten gab es hingegen mit insgesamt rund 25 Prozent kaum Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland.
Auswertungen des IAB-Betriebspanels zeigten, dass der Anteil aller sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten auf Einfacharbeitsplätzen in der Industrie zwischen 1993 und 2010 von über 35 Prozent auf circa 23 Prozent gesunken war. In der jüngeren Vergangenheit ist die Bedeutung der Helfertätigkeiten jedoch wieder deutlich gestiegen. Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung insgesamt zwischen 2013 und 2018 bundesweit um 11 Prozent zulegte, stieg die Zahl der Helfer in diesem Zeitraum um 26,4 Prozent. Die Zahl der auf Fachkräfteebene Beschäftigten stieg um 7,7 Prozent, die der Experten um 17,1 Prozent.
Deutliche regionale Unterschiede
Nach Einschätzung des IAB dürfte die starke Zunahme bei den Helfertätigkeiten verschiedene Gründe haben. Ein relevanter Grund sei demnach die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten, die sehr häufig zunächst einfache Tätigkeiten in der Produktion, den unternehmensnahmen Dienstleistungen und in der Zeitarbeit ausübten. Eine detaillierte Analyse möglicher weiterer Gründe bleibe aber zukünftigen Untersuchungen vorbehalten.
Die Beschäftigungssituation von Helfern ist regional sehr unterschiedlich. Mehr noch als zwischen Ost und West bestehen zwischen einzelnen Bundesländern signifikante Unterschiede, insbesondere zwischen den Stadtstaaten und den Flächenländern. So verzeichneten im Jahr 2018 die Stadtstaaten Berlin mit einem Beschäftigtenanteil von 12,6 und Hamburg mit 12,3 Prozent die geringsten Werte, während das Saarland mit 18,4 Prozent und Rheinland-Pfalz mit 17,7 Prozent die höchsten Anteile von Helfern an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aufwiesen.
Noch stärkere regionale Unterschiede als zwischen Bundesländern zeigen sich auf Ebene der Kreisregionen. Dabei zeigen sich erhebliche regionale Unterschiede insbesondere zwischen den Großstädten, wo der Anteil im Vergleich sehr niedrig ist, und den übrigen Regionen. Die Beschäftigungsmöglichkeiten auf Helferebene sind vor allem in einigen industriell geprägten Regionen Bayerns, Baden-Württembergs und Nordrhein-Westfalens sowie in einigen ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz und Niedersachsen vergleichsweise günstig.