25.01.2019 | Redaktion | PM Uni Leipzig
Empfehlungen zu "Leichter Sprache"
Leipziger Forschungsprojekt LeiSA veröffentlichte Ratgeber
Die sogenannte "Leichte Sprache" soll Menschen mit Lernschwierigkeiten, funktionalen Analphabeten, Deutschlernenden und anderen Zielgruppen helfen, Texte aus den verschiedensten Lebensbereichen besser zu verstehen. Ein Leipziger Forschungsprojekt hat untersucht, ob Texte durch die derzeitigen Regeln tatsächlich leichter lesbar sind und ob sie die Teilhabechancen im Arbeitsleben verbessern. Die Ergebnisse mündeten in einen Ratgeber mit vielen praktischen Empfehlungen.
Signet des europäischen Netzwerks "Inclusion Europe" für Texte in Leichter Sprache
"Leichte Sprache - Kein Regelwerk" lautet der Titel der Publikation, der bereits andeutet, dass Regellisten aus Sicht der Autorin nicht ausreichen, um Textqualität zu sichern. Der Sprachwissenschaftlerin Bettina M. Bock kommt es vielmehr darauf an, sie über ihre Funktion zu verstehen, Kommunikation für Menschen verständlich zu machen, die sonst davon ausgeschlossen wären: "Die Relativierung der Bedeutung von Regeln heißt nicht, dass bisherige Regelwerke nicht nützlich sein könnten. Wir plädieren jedoch dafür, sie eher als Faustregeln zu verstehen und nicht als strikte Normen, die in jedem Fall und möglichst vollständig einzuhalten wären."
Die Empfehlungen der Broschüre basieren auf Ergebnissen des interdisziplinären Forschungsprojekts "Leichte Sprache im Arbeitsleben" (LeiSA) der Universität Leipzig. Sprachwissenschaftlerinnen der Universität führten im Rahmen des Projekts empirische Verständnis-Tests mit zwei Zielgruppen durch: Menschen mit Lernschwierigkeiten sowie Menschen mit geringen Lesekompetenzen und funktionale Analphabeten.
Einige Prinzipien der Leichten Sprache konnten dabei bestätigt werden, andere wurden aber auch deutlich widerlegt: "Bisher geht man in der Praxis davon aus, dass die Regeln für jeden Text unabhängig vom Kontext Verständlichkeit sichern können, beispielsweise ‚Verwenden Sie keine Verneinungen‘ oder ‚Trennen Sie lange Wörter mit einem Bindestrich‘. Unsere Untersuchungen zeigten jedoch, wie vage und unsicher diese Annahmen oftmals sind. Es ist deutlich geworden, dass manche Regeln das Textverständnis unter Umständen sogar erschweren, zum Beispiel strikte Verbote im Bereich der Grammatik", berichtet Bettina M. Bock.
Angemessenheitsfaktoren statt Regeln
Statt starrer Regeln schlägt die Autorin fünf "Angemessenheitsfaktoren" vor, an denen man sich beim Schreiben orientieren kann: Ein Text muss zum Leser passen, er muss die Funktion des Textes, seinen Zweck, deutlich machen, dem Inhalt gerecht werden, zur Lesesituation und eventuell auch zum Sender des Textes passen.
Der Ratgeber richtet sich an alle, die sich für Leichte Sprache interessieren und damit arbeiten. Wer tiefer in die wissenschaftliche Diskussion eintauchen möchte, findet darin aber auch Hinweise zur weiterführenden Lektüre.