09.07.2018 | Redaktion | BIBB
Das Problem der „Hauptschülerberufe“
Analyse des BIBB zu Passungsproblemen auf dem Ausbildungsmarkt
Zahlreiche Studien berichteten in den vergangenen Jahren von wachsenden Passungsproblemen auf dem Ausbildungsmarkt. Eine Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt nun, dass es vor allem bei typischen "Hauptschülerberufen" - also Berufen mit einem hohen Anteil an Hauptschulabsolventinnen und -absolventen - besonders viele unbesetzte Ausbildungsstellen gibt. Dies liegt an einem erheblichen Nachfrageschwund, der verschiedene Ursachen hat.
Zum einen ist seit einigen Jahren ein starker Rückgang von Schulabgängerinnen und Schulabgängern mit Hauptschulabschluss zu beobachten. Zum anderen weichen viele Jugendliche mit höheren Schulabschlüssen typischen "Hauptschülerberufen" aus. Sie präferieren Berufe, die sie als intelligente, gebildete und einkommensstarke Personen erscheinen lassen. "Hauptschülerberufen" unterstellen sie, dies nicht ausreichend zu gewährleisten.
Die Studie des BIBB im Auftrag des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW e.V.) konzentriert sich auf das Land Nordrhein-Westfalen, nimmt aber zum Vergleich auch die Veränderungen und die Lage in ganz Deutschland in den Blick. Dabei wurden die Ausbildungspräferenzen der Jugendlichen und Betriebe sowie ihre jeweilige Marktpräsenz untersucht. Die Ergebnisse beruhen auf Befragungen von Betrieben, Jugendlichen und Berufsbildungsfachleuten, aber auch auf amtlichen Daten.
Steigerung der Attraktivität
Neben dem Ergebnisteil enthält der Bericht ein umfangreiches Kapitel mit Lösungsvorschlägen. Der effizienteste Ansatz zur Verminderung von Passungsproblemen ist sicher, unbesetzte Ausbildungsstellen und Bewerberinnen und Bewerber zusammenzubringen, denn damit ist sowohl der Anbieter- als auch der Nachfrageseite unmittelbar gedient. Wo dies nicht möglich ist, müssen mittelbare Wege eingeschlagen werden. Im Zentrum solcher Maßnahmen sehen die Autorinnen und Autoren der Studie eine Steigerung der Attraktivität und der Reputation typischer "Hauptschülerberufe".